I r r t u m

Carola steht mit freudiger Aufregung vor ihm. Fast ein halbes Jahr hat sie
Daniel, nach dem kurzen Kennenlernen in einer Bar auf Ibiza, nicht gesehen.
Täglich haben sie telefoniert, in den Hörer gesäuselt und sich mit streichelnden Worten umkost. Sie hatte unaussprechlich Sehnsucht in sich aufgestaut. Sehnsucht nach unendlicher Geborgenheit, Wärme, Verstehen – nach seinen liebkosenden Händen, die wie seine Worte sein sollten. Ihre Erwartungen waren hochgeschaukelt durch eine gewisse Seelenverwandtschaft, die sie wohlig registrierte.

Sie hebt ihr Gesicht ganz dicht an seines und saugt den Duft seiner Haut in sich auf. Wie eine Strauchelnde möchte sie aufgefangen werden mit Liebe in seinen Augen, das Blitzen darin erkennen. Sinnlich erwartet sie seine Nähe, damit sie sich vollkommen öffnen kann. Öffnen wie eine reife Frucht, eine Kirsche, die aufreißt und Saft langsam tröpfelt. Es ist Zeit in ihr dafür.
Das kurze Aufflackern der körperlichen Fremdheit könnte sich mit seiner Sanftheit dann schnell verflüchtigen. Sie schaut und schaut ihn an, könnte in ihm ertrinken. Es beginnt in ihrem Bauch zu kribbeln und leise bittet sie:
„Sag doch was.“
Daniel beugt sich leicht zu ihr. „Was willst du denn hören? Ich habe doch schon
zu viel am Telefon reden müssen“, bekommt sie zur Antwort. Seine Stimme
hat dabei nicht den gewohnt sanften Telefonton.
Irgendwie keimt mehr Fremdheit in ihr auf.

Daniel schaut leicht auf Carola herab. Ganz genau beguckt er sich die Frau,
die ihm viele nächtliche Fantasien entlockt hat. Mit geschlossenen Augen und weltentrückt hat er dann an sie gedacht und sich dabei Entspannung verschafft.
Was für eine heiße Braut, denkt er sich. Gleich werde ich sie haben und richtig
verwöhnen und mich mit. Er packt mit seiner rechten Hand zittrig-derb an ihren Busen und mit der linken schiebt er ihren Rock hoch. „Komm lass es uns endlich machen, wir sind doch beide heiß“, röhrt es heißer aus seinem Mund.
Daniel bemerkt stolz, wie sich seine Männlichkeit dabei stark aufrichtet.
Er presst seinen Unterleib heftig gegen Carolas Nabelgegend, keucht dabei wild.

Die junge Frau weicht entsetzt zurück. Ihr Busen schmerzt und ihr Herz beginnt
zu holpern. Ist das der Mann, der so einfühlsam, geduldig und liebevoll ihr
immer zuhörte?
Ihr wird schlecht.

lylo - 8. Apr, 10:17

da kann man nur ein wort sagen:

MÄNNER!!!

Zauberblicke - 8. Apr, 11:39

... und eine sensible Frau... Oh, oh

Mauzi - 8. Apr, 10:34

ja, typisch Mann... aber Sehnsucht bei Männern wirkt sich sehr stark auf "ihn" da unten aus, daher war seine Reaktion doch ganz normal und verständlich... das hat Carola wohl nicht bedacht, als sie sich am Telefon monatelang besäuselt haben.

ODER

er hat sie mit seiner falschen charmanten Art für dieses Treffen gefügig machen wollen...

Zauberblicke - 8. Apr, 11:42

Über das Thema Verschiedenheit Mann/Frau

ist ja schon soviel gescheides Zeug geschrieben worden.
Bissel was (viel) im Leben ist so. Die Vorstellungen klaffen oftmals gehörig auseinander.
Ich hoffe das kommt rüber?
schlafmuetze - 8. Apr, 17:26

Das liest sich...

als sei es ein schlimmes Vergehen, wenn ein Mann eine Frau begehrt. Ist doch Quatsch. Die beiden haben vielleicht unterschiedliche Wunschvorstellungen. Das kommt sicher oft genug vor. Doch das liegt an beiden.
Liebe Grüße :-)

bandit56 - 8. Apr, 18:14

Stimmt!
Zauberblicke - 8. Apr, 23:21

Schlimmes Vergehen?

Nein, du hast es erkannt, es sind unterschiedliche Vorstellungen...
Mann und Frau eben *lächel"
Ursula (Gast) - 8. Apr, 20:19

Merkwürdig

Etwas merkwürdig finde ich deine Geschichte schon. Wie kann man ein halbes Jahr täglich miteinander telefonieren "sich mit streichelnden Worten umkost" und wenn es dann ernst wird will sie nicht?

Zauberblicke - 8. Apr, 23:26

Leider hast du nicht richtig gelesen - verstanden

oder ich habe mich nicht eindeutig genug ausgedrückt?
Sie möchte ihn und ES schon, ABER " nach seinen liebkosenden Händen, die wie seine Worte sein sollten" Stattdessen ist er so derb mit ihr, dass es sie schmerzt.
Wo immer dann auch die Schmerzen NOCH sind (außer Busen)...
Ich habe versucht, auch die Sicht des Mannes anklingen zu lassen, bin aber
eine Frau und deshalb nicht unparteisch... ;-)
sravana - 9. Apr, 11:30

ähnlich

wie ein Buch lesen und danach den Film ansehen. diese nachdenkliche Kurzgeschichte gefällt mir sehr.

Iggy - 9. Apr, 17:00

Irrtum,

das ist eine super story! und nicht einseitig, sondern von beiden seiten betrachtet. es stimmt, männer haben wohl eine andere äääh auffassung, sind dann grob, weil sie eben geil sind... da sollte frau nicht so naiv sein. und mann nicht so brutal. aber geht das überhaupt?

Zauberblicke - 9. Apr, 17:20

Sicher geht das...

wenn ihr nicht schlecht wird... ;-)
Danke dir, du steinreiche Frau.
Iggy - 9. Apr, 17:28

wer ich?

ich wär bestimmt 'ne gute partie, wenn ich nicht schon verheiratet wäre.
und wenn jemand auf steine stünde... (!-)
Zauberblicke - 9. Apr, 17:30

Dann laß

einen trotzdem auf Steine stehen *bin albern, o. k.*
Iggy - 9. Apr, 17:35

gibt bestimmt einen,

der auf steine steht. von den stones einer vielleicht?
Miss Willig - 10. Apr, 13:23

Gratuliere

Super auf den Punkt gebracht ... Habe leider (oder vielleicht war es sogar gut so?) ähnliche Erfahrung gemacht. Mein Fazit: Wahrscheinlich, neben allem bereits Gesagten, spielen uns hier auch unsere Phantasie, unsere Sehnsüchte, realen Wünsche einen riesigen Streich. Alles, was wir bisher gelernt habe, wird ausgeblendet .... und dann stehen wir da - erst geblendet, dann verblendet - schließlich ziemlich blöd und frustriert. Aber Gottseidank nicht lange, denn wir haben ja eine wunderbare Eigenschaft ... wir können manchmal ganz schnell vergessen.

Zauberblicke - 10. Apr, 16:35

Es klafft sicher ein riesiges Loch

zwischen Fantasien und real, vielleicht wird auch zu viel erwartet...
Egal, das Leben lehrt und eigentlich vergesse ICH (also wirklich ich) nichts so
schnell. Sagen wir mal so, Narben schmerzen nicht so sehr wie aufgerissenes
Fleisch. Danke dir.

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